1. Was ist ADHS?

  • ADHS zählt zu den häufigsten Verhaltensstörungen, beginnend im Kindesalter und fortlaufend bis ins Jugendalter (auch Erwachsene sind betroffen)
  • nach ICD-10 muss für eine Diagnose Situation übergreifend und im beeinträchtigendem Ausmaß Störungen in den Bereichen Aufmerksamkeitsleistungen und Impulskontrolle, sowie eine deutliche motorische Unruhe vorliegen
  • überwiegend genetisch bedingte Störung
  • Auslöser ist unzureichende Funktion des Informationsaustausches in bestimmten Gehirnbereichen
  • Jungen sind doppelt so häufig betroffen wie Mädchen, insgesamt liegt die Erkrankungsrate bei 5%
  • bei 30-50 % der Betroffenen tritt zusätzlich eine Störung des Sozialverhaltens auf, gekennzeichnet durch oppositionelle, aggressive und dissoziale Verhaltensäußerungen
  • 20-25% haben Angststörungen
  • 10-25% haben Lernstörungen
  • alle Symptome führen zu Belastungen im gesamtem Lebensumfeld, starke Beeinträchtigung des Leistungsvermögen

Stärken bei ADHS-Kindern

  • Hypersensibilität, oftmals besondere Empathie, ausgeprägter Gerechtigkeitssinn
  • Impulsivität
  • Hochbegabung
  • Hyperaktivität → besondere Begeisterung für Leistungssport

2. Was ist ADS?

  • der Unterschied zu ADHS ist Hyperaktivität das bei ADS fehlt
  • schwerer zu diagnostizieren, da durch das Fehlen der Hyperaktivität die Betroffenen unauffälliger sind
  • Erkrankung häufiger bei Mädchen als bei Jungen
  • ADS beschreibt den Träumer, Schusseligen, bei dem normale Arbeiten lange dauern, der sich ständig ablenken lässt

3. Symptome von ADS/ADHS?

Säuglinge

  • fallen auf durch langes Schreien und Unruhe
  • ständige schlechte Laune
  • Probleme beim Essen und Schlafen
  • Probleme beim Aufnehmen von Körperkontakt

Kleinkinder

  • unberechenbar, unaufmerksam, impulsiv (ADHS)
  • ausgeprägtes Trotzverhalten
  • häufig von Unfällen betroffenen

Schulkinder

  • Probleme bei der Einhaltung von Regeln
  • oft Lese-Rechtschreibschwäche
  • soziale Außenseiterposition dadurch geringes Selbstbewusstsein
  • typische „Zappelphilipps“ ( ADHS) oder „Hans-guck-in-die-Luft“( ADS) sowie „Michel aus Lönneberga“
  • unorganisiert, kaum Durchhaltevermögen, ständig abgelenkt, vergesslich
  • können nicht warten, stören, antworten ohne Überlegung

Jugendliche

  • bestehendes Verhalten zieht sich durch die Altersstufen
  • Verweigerung jeglicher Leistungen
  • aggressiv und ständig Opposition ergreifend
  • häufiger Konsum von Alkohol und Drogen

Erwachsene

  • Krankheit ist nicht immer nach dem Ende der Jugendzeit ausgestanden
  • auch hier besteht überdurchschnittlich oft Jähzorn, Ängste, Depressionen
  • Betroffene sind unorganisiert, vergesslich, schusselig, unbeständig und können schlecht planen
  • häufiger Konsum von Drogen und Alkohol

4. Behandlung von ADHS

Verhaltenstherapie → verhaltenstherapeutische Trainingsprogramme
Psychoedukation

  • gesunde Ernährung ohne Süßigkeiten
  • Vermeidung von Reizüberflutung
  • eventuell ergänzende medikamentöse Behandlung
  • Ergotherapie, soziale Trainingsprogramme
  • Reittherapie
  • Familientherapie, Elterntraining

4.1. Spezielle Vorteile der Reittherapie

  • kaum Therapieabbruch durch Kinder oder deren Eltern
  • bei der Arbeit mit dem Kind und dem Pferd muss der Therapeut nicht ständig regulierend eingreifen, das Kind muss sich automatisch an den Gang des Pferdes anpassen → von Vorteil bei Kindern, die durch Autoritätspersonen vorgeschädigt sind durch Aufbau einer Beziehung zum Pferd und Therapeut → Verbesserung der Symptomatik im Sozialverhalten, im emotionalen, kognitiven und motorischen Bereich
  • Förderung der Handlungsplanung und -steuerung durch Pferdepflege ( Putzen, Satteln, Füttern, Stallarbeit etc.)
  • Verbesserung der Aufmerksamkeitsleistung in schulischer und heimischer Umgebung

5. Möglichkeiten der Förderung in den verschiedenen Bereichen der ADHS durch Reittherapie

  • durch das Pferd wird Interesse und Lebensfreude vermittelt
  • Stärkung von Verantwortungsbewusstsein und sozialen Kompetenzen
  • psychische Gesundung durch Anregung mit der Arbeit am/ auf dem Pferd
  • Beschleunigung der Stabilisierung der Psyche des Klienten
  • Erleichterung der zwischenmenschlichen Beziehungen im Allgemeinen
  • Förderung des Zugangs vom Therapeuten zum Klienten

Kognitiver Bereich

  • Schulung der Wahrnehmung, des Sprachverständnisses, der Sprechbereitschaft durch Interaktion mit Pferd und Therapeuten
  • Erhöhung der Lern- und Leistungsbereitschaft
  • Erhöhung der Frustrationstoleranz
  • Verbesserung der Konzentrationsfähigkeit, dadurch besseres Durchhaltevermögen
    durch Selbsterfahrung am Pferd → Selbsteinschätzung möglich
  • Verbesserung der Empathiefähigkeit und der sozialen Informationsverarbeitung

Emotionaler Bereich

  • Förderung der Emotionswahrnehmung und Emotionsregulation durch das Pferd
  • Verbesserung der psychologischen, sozialen und schulischen Funktionen (wissenschaftlich nachgewiesen)
  • Bedürfnis nach Wertschätzung und Zuneigung wird durch das Pferd befriedigt
  • Steigerung des Selbstwertgefühls und der subjektiven Lebenszufriedenheit

Sozialer Bereich

  • Verbesserung der Beziehungsfähigkeit
  • Abbau von Aggressionen und Antipathien
  • Erwerb von Sozialkompetenzen
  • Erlernen von Verantwortung im Umgang mit dem Pferd
  • Förderung von Rücksichtnahme, Kooperation und Hilfsbereitschaft

Motorischer Bereich

  • Schulung der Körperwahrnehmung, Körperbeherrschung und Motorik
    durch rhythmische Bewegung auf dem Pferd → Lockerung der Muskulatur, Gleichgewichtsschulung, Verbesserung der Muskelspannung
  • Verbesserung der Raumlagekoordination, Sensomotorik und der Eigenwahrnehmung ( Beleg durch Studien)

5.2. Mögliche Reittherapieanwendungen bei ADS- und ADHS- Kindern

Wichtig: ADHS betroffene Klienten benötigen mehr Bewegungsintensität in der Therapie
eventuelles Aufwärmtraining zunächst ohne Pferd, gegebenenfalls auch mit dem Pferd (z.B. führen eines Ponys, im Laufschritt) da schnell Langeweile aufkommen kann, immer nur ein klein wenig über die Schmerzgrenze gehen, dann wieder die Übung wechseln.

  • Ziel ist, die zeitliche Distanz für immer wiederkehrende Übungen zu erhöhen (Konzentrationsschulung)
  • wiederkehrende Rituale, z.B. sich mit den Armen um den Pferdehals legen und sich erfühlen
    kurze Entspannungsübungen wie etwa Traumreisen in die Therapie einbauen
  • ADHS- Kinder sind im Alltag geplagt durch ihr Anderssein, deshalb ist es wichtig, dass man in der Reittherapie individuell auf das Kind eingehen kann und ihm die nötigen Freiräume lässt
    neue Übungen zunächst auf dem stehenden Pferd, bis die Übung klar verstanden ist, dann erst im Schritt
  • „Black- Box“ = Konzentrationsübung
  • verschiedene Dinge, die das Kind kennt, z.B. Putzzeug, Hufkratzer, Möhren etc.
  • Kind soll fühlen und erraten
  • keine Überforderung, Selbstwertgefühl immer wieder aufbauen